Da hier ja schon sehnsüchtig gewartet wird nun mal ein paar Worte zur Adlerrunde im Harz.
Um 4:00 Uhr klingelte der Wecker und ich hatte richtig bock auf eine Runde mit dem Rad durch den Harz. Alles schnell ins Auto, rauf auf die leere Autobahn und ab nach Goslar.
Dort angekommen holte ich mir meine Nummer und antwortete auf die Frage der welchen Marathon ich fahre wolle, mit "den kleinen!" Schnell zurück zum Auto, Rad fertig machen, und ab zum Start. Es wurde eine geführte Gruppe angeboten, die um 7:25 Uhr starten sollte. Ich überlegte kurz, entschied mich aber dagegen und startete mit allen anderen um 7:15 Uhr ca. Da ich mich direkt ganz hinten einordnete kam ich auch gar nicht erst in Versuchung, zu schnell zu fahren. Ganz gemühtlich gondelte ich los.
Noch in Goslar merkte ich, dass hier irgendwie alles etwas Höher bzw. länger hochgeht, als bei uns. Aber das war mir ja eigentlich klar. Einteilen ließ sich die gesamte Tour eigentlich in 5 Berge. Direkt aus Goslar ging es zu begin auf den Torfhaus, den höhsten Punkt der Tour. Puh, gut, dass wir das schon gleich morgens erledigt haben. Erstmals begann innerlich ein leichtes Zweifeln an dem Gesamtvorhaben...
In der folgenden Abfahrt nach Braunlage mit einer knackigen Gegensteigung rauf zur Skistation und gleichzeitig ersten Kontrolle bekam ich diese Zweifel erstmal wieder ausgeräumt, genoß die Landschaft und fühlte mich eigentlich ganz wohl auf dem Rad.

Auf dem Weg zur nächten Kontrolle zum Sophienhof (rund 33 km) lief es ganz gut. Ein stetiges Auf und Ab, aber gut fahrbar. Nach und nach sammelte ich den einen und anderen ein und fuhr mein Tempo. Aber es wurde wärmer und wärmer. Also nutze ich die Kontrolle und plünderte deren Wasservoräte
Auf dem Weg zur dritten Kontrolle kam dann auch der zweite Berg. Aber der lief. Wobei ich hier schon merkte, dass die Beine langsam schwer werden. Aber es war Halbzeit, das motiviert und die Kontrolle war auch deutlich größer und reichhaltiger als die vorherigen. Also machte ich erstmal Mittag


Anschließen wartete dann der dritte Berg auf mich. Bis dahin waren es immer zwischen 8 und 15 %. Aber jetzt ging es hoch zum Ravensberg...

Schon auf den ersten Metern in der Steigung, welche noch recht fahrbar waren, merkte ich, dass ich nicht mehr sooo fit bin, wie gedacht. Und schon nahm das Desaster seinen Lauf...
Der Puls stieg, der Schweiß schoß aus allen Poren, der Kopf hämmerte und Luft war kaum noch zu bekommen. Immer wieder der fragende Blick auf die Kassette, ob da nicht doch noch ein Ritzel ist.... beim Ziehen am Lenker hob das Vorderrad ab... die Geschwindkeit näherte sich dem Stillstand.... Übelkeit machte sich breit. Das Verlagen sich zu übergeben wuchs. Innerlich begann ein lautes Weinen, kalter Schweiß, ich froh. Schluß!
Das war mein Zeichen.... bei deutlich > 33°C zu frieren konnte nicht richitg sein... mein Wille war gerbochen. Ich hielt an.... stehen war kaum drin, aber angelehnt am Rad ging es.... ich gönnte mir eine kurze Pause, bis ich wieder klar denken konnte. Ich wollte es nun doch noch versuchen... rauf aufs Rad, Wiegetritt - Fortbewegung - wenn auch sehr langsam. Und dann, keine 200m später, das selbe Spiel wieder. Ich gab auf. Von dem Streckenplan wusste ich, dass es oben eine Wasserstelle gab und durch den Gegenverkehr wusste ich auch, dass ich genau hier auch wieder runter komm. Ein kurzer Zuruf einen Entgegenkommenden verriet mir, dass es hinter der nächsten Kurve schon geschaft sei.... also ein letztes Aufbäumen.... aber es ging einfach nicht mehr. Ich schob

20% sind für den dicken Willy einfach zuviel!
Oben angekommen, ließ ich mich in die Wiese fallen und ließ das eben Erlebte in aller Stille vor meinem inneren Auge revue passieren. Ich hätte heulen können. Ich hatte echt richtig Angst vor der kommenden Abfahrt, ich fühlte mich geschlagen, ich war fertig....
Nach nem guten halben Liter Wasser und etwa 10 Min Pause beschloß ich dann, die Abfahrt auf zu nehmen und mich zur nächsten Kontrolle durch zu beißen. Irgendwie muss ich ja schließlich zurück zum Auto.
Die Abfahrt ging besser als gedacht, auch wenn ich eigentlich mehr oder minder durchgehend an der Bremse hing... Es ging von hier aus über Bad Lauterbach nun nach St. Andreasberg. Und genau, wenn der Ort schon auf "Berg" endet, wird er sicher nicht im Tal liegen. Die Steigung zog sich endlos, jedoch nicht sooo steil wie die letzte. Somit konnte ich auf dem Rad bleiben und kurbelte mit 39/25 irgendwie da hoch. Immer wieder ein Schluck Wasser, ein bissen von dem Riegel und immer wieder der Hoffungsvolle Blick Richtung Baumwipfel... irgendwann muss ich doch da oben sein....
Schließlich erreichte ich das Ortsschild, einmal noch um die Ecke und dann war ich oben. Nun musste ich noch 15 km abfahren um endlich bei der nächsten Kontrolle zu sein. Das lief ganz gut. Auch wenn hier immer wieder deutlich wurde, dass ich doch mal so richtig der Hasenfuß bin! Bei der Kontrolle war die Stimmung sehr gedämpft. Alle, und das beruhigte mich wieder etwas, sahen echt angegriffen aus. Und wirklich alle, hatten arg mit der Hitze zu kämpfen. Schmalzbrote, Wasser, Iso, Kaffe, Bananen, Apfel ich nahm alles.

Und ich merkte, wie langsam alles wieder etwas klarer wurde und ich wieder etwas Motivation sammelte. Also weiter. Einen letzten Berg noch rauf, dann beim km 200 Verpflegen und runter nach Goslar. So lautet mein Plan. Egal was passiert, ich zieh das jetzt durch!
Allmählich ließ die Hitze etwas nach, zumindest brannte die Sonne nicht mehr so. Auch das abgenommene Kopftuch schien mir gut zubekommen. Von Sieber ging es nun erstmal wieder etwas Runter, dann ein paar Wellen und rauf nach Osterode. Einmal durch den Ort und weiter rauf nach Clausthal-Zellerfeld. Fünfter Berg im Sack und letzte Kontrolle.... inzwischen war es 17 Uhr... die Strecke war noch gut befahren und ich war weiß Gott nicht letzter. Allen war anzumerken, dass diese Hitze echt zermürbend ist und die Kombination aus Höhenmetern, hohen Prozenten und Hitze echt grenzwertig war.
Im Großen und ganzen warteten nun lediglich zwei kleine Rampen noch auf mich, bevor ich dann endlich das Ortschild Goslar passierte! Man, sooo froh wieder am Auto zu sein, war ich wirklich noch nie!
Erstmal nen Feierabendbierchen

Dann ging es ab unter Dusche und wieder auf die Autobahn... Und als kleinen Bonus nach einem sehr langen Tag gab es sogar noch einen Toll Blick in meiner gewohnte Heidelandschaft!

Trotz 1,5 Liter Wasser im Ziel und auf der Heimfahrt, nen 0,5 Erdinger dort, rund 10-12 0,5l Flaschen während der Tour, hatte ich Sonntga ganze 3 kg abgenommen... es war wirklich heiß!
Unterm Strich eine echt tolle Veranstaltung. Ich denke, ich werde bestimmt auch wieder in den Harz fahren. Aber dann mit einem 27er Ritzel! Gleichzeitig weiß ich aber auch, im Regen möchte ich sicher nicht da die Abfahrten machen müssen... das war so schon für mich echt eine Herausforderung. Da sollte ich wohl noch etwas dran arbeiten....
Und nun die nachkten Zahlen, 220 km, 3476 hm und rund 22,7 km/h im Schnitt bei rund 34°C! Ich denke das ist ok und kann sich sehen lassen.
Heute wird dann nach Feierabend noch ein kleines Ründchen gedreht um die Beine locker zu bekommen
