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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 23 Okt 2011 22:54 
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Admin-Emu
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Am 6. Dezember gönne ich mir in Heilbronn nach 15 Jahren mal wieder eine Vorlesung :win
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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 00:05 
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Wurstbrotmampfer
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keko hat geschrieben:
Religion vermittelt auch Werte, die in unserer Kultur fest verankert sind und gibt vielen Menschen Halt und Orientierung, selbst wenn sie keiner religiösen Gemeinschaft angehören. Ich sehe Religion grundätzlich erst mal positiv.

Ich sehe großen Religionen grundsätzlich negativ, denn sie haben ein Verhältnis zur Wahrheit, das ich ablehne. Es ist falsch, an die Unwahrheit zu glauben oder diesen Glauben zu akzeptieren nur mit den Argument, er gäbe Menschen Trost und Halt. Denn wir haben dafür einen Preis zu zahlen. Die Behauptung einzelner Erleuchteter, sie allein wüssten was Gott von uns will, hat in der Geschichte unglaubliches Leid über die Menschen gebracht und tut es noch. Beispiele sind die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Liebe oder Wahnvorstellungen über jenseitige Paradiese, um derentwillen junge islamische Männer mit Flugzeugen in Bürotürme rasen.

Man kann nicht nur das einsame alte Mütterchen sehen, dem man den tröstlichen Glauben nicht nehmen mag, sie sähe im Jenseits ihren verstorbenen Gatten wieder. Man muss auch berücksichtigen, dass der Glaube an Dinge, die nicht wahr sind, Regeln aufstellt, die keinen Sinn machen und damit Falsches, Böses und Unwahres produzieren. Heilige Kriege, Verbrennung von Andersdenkenden, Ausgrenzung und Stigmatisierung ganzer Bevölkerungsgruppen (z.B. Geschiedene, Schwule, Ungläubige) und so weiter – das sind ja keine Hirngespinste. Es sind auch keine Einzelfälle, hinter denen die eigentlich begrüßenswerte religiöse Lehre hervorlugte. Nein, angesichts der immer gleichen Muster an Gewalt und Ausgrenzung bei allen großen Religionen darf man die Probleme im religiösen Kern selbst vermuten. Und zwar in der Bereitschaft, Unwahres zu glauben und sich nicht darum zu kümmern, ob das Geglaubte wahr ist.

Die großen Religionen haben mit den Werten unserer Gesellschaft nur wenig zu tun. Die Gesellschaft schafft und hütet diese Werte selbst. Und muss sie gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen verteidigen! Demokratie, Rechte der Andersdenkenden, Meinungsfreiheit, Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit, Frauenrechte und ganz allgemein die Menschenrechte, Abschaffung der Todesstrafe – alle diese Dinge wurden gegen die Kirchen erkämpft. Nie waren wir von diesen Werten weiter weg als zu Zeiten, in denen die Kirchen die größte Macht hatte, etwa dem Mittelalter. Die Kirchen haben sie sich diese Werte erst dann auf die Fahnen geschrieben, als sie den Kampf verloren hatten und geben sich heute als Erfinder und Verfechter dieser Werte. Das entspricht aber nicht den Tatsachen.

Meine Skepsis gegen die Religionen (oder allgemeiner: gegen geoffenbartes Wissen), und gegen die Bereitschaft zum blinden Glauben, kommt also nicht ganz von ungefähr.

Aber vielleicht habe ich Dich jetzt mit meiner langen Rede etwas überfahren. Das war nicht meine Absicht. Also konkret nachgefragt: Welchen Wert, von dem Du oben sprichst, haben wir denn den Religionen oder den Kirchen zu verdanken?

Peace,
Arne


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 07:53 
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Das Jever-Emu
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Arne - volle Zustimmung. Genauso ist mein Verhältnis zu Religionen auch.

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 13:34 
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Admin-Emu
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Klugschnacker hat geschrieben:
Nein, angesichts der immer gleichen Muster an Gewalt und Ausgrenzung bei allen großen Religionen darf man die Probleme im religiösen Kern selbst vermuten. Und zwar in der Bereitschaft, Unwahres zu glauben und sich nicht darum zu kümmern, ob das Geglaubte wahr ist.

Wenn ich dich richtig verstehe, dann denkst du in die Richtung, dass Religionen geschaffen wurden oder am Leben gehalten werden, um Menschen zu unterdrücken, Kriege zu führen, Schwule auszugrenzen und Flugzeuge in Wolkenkratzer zu fliegen. Wie vermutlich jeder weiß, werden und wurden sie das natürlich leider auch, aber das ist nicht der Zweck. Ich glaube, dass Relgion, also die Suche nach etwas Göttlichem oder Übergeordnetem, tief urmenschlich ist. Dass also eine Religion auch dann entstehen würde, würden irgendwo Menschen in einer völlig religionsfreien Umgebung hineingeboren. Was nicht heißt, dass alle Menschen auch wirklich religiös sind (Property kann also true oder false sein, hat aber jeder :lol: ). Gewehre werden gebaut, um Menschen zu töten, Religionen aber nicht. Religionen werden meiner Meinung nach dazu missbraucht, so wie andere Dinge eben auch von Menschen missbraucht werden um ihre Macht, Einfluss und Wohlhaben zu vergrössern. Dass viele Menschen blind diesen Missbrauchern folgen, gibt es aber überall. Auch Staaten nutzen das für ihre Kriege.

Klugschnacker hat geschrieben:

Aber vielleicht habe ich Dich jetzt mit meiner langen Rede etwas überfahren. Das war nicht meine Absicht. Also konkret nachgefragt: Welchen Wert, von dem Du oben sprichst, haben wir denn den Religionen oder den Kirchen zu verdanken?

Peace,
Arne

Religionen vermitteln ein Gemeinschaftsgefühl, z.b. gemeinsam an etwas zu glauben. Religionen spenden Trost und Halt in schwierigen Zeiten. In früheren Zeiten wären Menschen ohne den Glauben an die Religionen wahrscheinlich gar nicht im Stande gewesen, Misstände überhaupt zu ertragen. Ein gemeinsamer Glaube ermöglichte es vielleicht erst, Menschen zusammen zu halten und zu mobilisieren.

Zwei kurze Geschichten:
ein Freund von mir, mit dem wir mittwochs jahrlang in die Saua gingen, erkrankte an Krebs und starb in kurzer Zeit. Er und seine Familie waren aus der Kirche ausgetreten. Seine Frau war untröstlich, suchte und fand wieder Halt in der Kriche. Du kannst jetzt sagen, besser kein Trost als ein womöglich falscher Trost. Ich sage: besser ein Trost als gar kein Trost.

Eine nahe Verwandte (auch aus der Kriche ausgetreten) bekam ihr erstes Kind. Ich besuchte sie noch im Krankenaus. Sie hatte ihr Neugeborenes im Arm, Tränen vor Glück in den Augen und sagte: Ich würde so gern dem lieben Gott danken, aber kann gar nicht, weil ich ja nicht an ihn glaube.

Viele und immer mehr Menschen kommen mit dem Leben nicht mehr zurecht. Mag sein, dass du das alles meisterst und immer meistern wirst, andere sind halt schwächer und brauchen spirituellen Trost oder Hilfe im Glauben. Die Religionen und Kirchen bieten sich dafür an.

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 13:45 
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Das Rennsemmel-Emu
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keko hat geschrieben:
Ich glaube, dass Religion, also die Suche nach etwas Göttlichem oder Übergeordnetem, tief urmenschlich ist.

Ist die Suche nach einer Erklärung (denn das ist ja der Grund der Suche) denn automatisch eine Religion? IMHO wurde die Religion erst als Folge der Suche gebildet und hatte dann sehr schnell (wenn nicht von Anfang an) die Funktion, Menschen durch einen (egal ob tatsächlichen oder nur vorgegebenen) Wissensvorsprung und nachfolgender Einschüchterung an die Leine zu nehmen. Warum sonst sollte man all die Bestrafungen bei Verfehlungen des Glaubens erfinden?

Ich seh's wie Arne.

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 15:18 
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PowerPointPinsler
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Lieber keko,

trainierst du eigentlich noch oder denkst du nur übers Jenseits nach?

Am Samstag war ich auch kurz im Jenseits. Es waren nicht die Gemündener Treppen, sondern der letzte Kilometer eines 10km-Laufs, der leider 1200m lang war und somit meine Bestzeit versaute... Ich war schon bei 9,9km etwas kurzatmig und hochfrequent im Brustbereich und habe das noch ein wenig gesteigert, bis die rote Farbe im Gesicht mehr in ein bläulich überging. Ich dachte an das Leben nach dem Rennen, an das große Wesen, den Schöpfer, dem ich gleich ins Angesicht schaun würde und sah auch wirklich ein Gesicht vor meinem geistigen Auge, die blutverquollenen echten Augen sahen nichts außer dem hellen Licht, dem strahlenden Weiß des Zielbandes; also sah ich ein Gesicht. Es war groß, Haare fehlten in der Stirn; früher mussten blonde Locken den Kopf bedeckt haben. Kurz: Ich sah dich! :oops:

Was läufst du zurzeit auf 10km? Schaffst du die Strecke überhaupt noch?

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Die richtig geilen Räder findest du ganz vorn und ganz hinten im Starterfeld.
(Thomas Hellriegel)


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 15:49 
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Wurstbrotmampfer
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keko hat geschrieben:
ein Freund von mir, mit dem wir mittwochs jahrlang in die Saua gingen, erkrankte an Krebs und starb in kurzer Zeit. Er und seine Familie waren aus der Kirche ausgetreten. Seine Frau war untröstlich, suchte und fand wieder Halt in der Kriche. Du kannst jetzt sagen, besser kein Trost als ein womöglich falscher Trost. Ich sage: besser ein Trost als gar kein Trost.

In diesem Beispiel geht es im Kern darum, ob und wann eine Lüge statthaft ist. Soll ein Arzt einem unheilbar Kranken die ganze Wahrheit auftischen und ihm jede Hoffnung nehmen? Darüber wird es sicher unterschiedliche Meinungen geben.

Im Zentrum der Abwägung steht dabei der Patient und ein möglichst menschliches Verhalten ihm gegenüber. Es geht nicht um die Wahrheit und Wahrhaftigkeit in dem Sinne, in dem ich sie oben diskutiert habe, und der wir nach meinem Verständnis als Gesellschaft unbedingt verpflichtet sind. Auf Deutsch: Auch wenn wir gegenüber einem einzelnen Menschen in Extremfällen zur Unwahrheit greifen, um ihn zu trösten, ergibt sich daraus nicht das Recht oder die Pflicht, auf der Ebene einer ganzen Gesellschaft tröstliche Unwahrheiten zu verbreiten. (Wobei anzumerken ist, dass die meisten Lehren und Versprechungen der Religionen keineswegs tröstlich, sondern einschüchternd bis furchtbar sind. Auf die meisten modernen Menschen wartet die ewige Hölle.)

keko hat geschrieben:
Eine nahe Verwandte (auch aus der Kriche ausgetreten) bekam ihr erstes Kind. Ich besuchte sie noch im Krankenaus. Sie hatte ihr Neugeborenes im Arm, Tränen vor Glück in den Augen und sagte: Ich würde so gern dem lieben Gott danken, aber kann gar nicht, weil ich ja nicht an ihn glaube.

Freiheit kann auch eine Last sein! Deiner Verwandten bleibt nichts übrig, als sich mit dem komplexen Rätsel unserer Existenz auseinanderzusetzen. Dabei bleiben Fragen auch mal unbeantwortet.

keko hat geschrieben:
Viele und immer mehr Menschen kommen mit dem Leben nicht mehr zurecht. Mag sein, dass du das alles meisterst und immer meistern wirst, andere sind halt schwächer und brauchen spirituellen Trost oder Hilfe im Glauben. Die Religionen und Kirchen bieten sich dafür an.

Was bedeutet "im Glauben"? Das ist zu allgemein. Ich argumentiere keineswegs gegen die Vorstellung einer transzendenten Welt. Wer behauptet, für das Universum gibt es möglicherweise einen Grund und einen Sinn, hat meine Unterstützung. Schwierig wird es erst an dem Punkt, wo konkrete Religionen ganz bestimmte Dinge zu glauben verlangen, von deren Wahrheit sie mich nicht überzeugen konnten.

Grüße,
Arne


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 19:44 
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Eiermann U5 Emu
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keko hat geschrieben:
Viele und immer mehr Menschen kommen mit dem Leben nicht mehr zurecht. Mag sein, dass du das alles meisterst und immer meistern wirst, andere sind halt schwächer und brauchen spirituellen Trost oder Hilfe im Glauben. Die Religionen und Kirchen bieten sich dafür an.


Falls diese Aussage statistisch belegen lässt, steltl sich die frage, warum dem so ist. Ich komm ums verrecken nicht damit klar, dass mir im Falle eines Schicksalsschlages, der Gedanke an eine höheres, empfindendes Wesen, dass mir gewissermaßen Grundlos dieses Unheil zubilligt, mehr Trost spenden soll, als die rein rationale Erkennis, dass nicht immer alles Nach meinen Wünschen läuft. Insbesondere das "erklärbar Machen" des Geschehenen, die Akzeptanz dessen, was die eigene Existenz mit sich bringt, tröstet mich wesentlich besser als der Firlefanz den die Religionsgemeinschaften veranstalten. Alles "Gute" und "Böse", was durch die Kirchen vollbracht wird, entstammt immer dem Menschen, der sich menschlich benimmt und dessen Verhalten erklärbar ist.

Aus Sicht einer Glaubensgemeinschaft geht von Ihr selbst natürlich nichts Böses aus, denn sie sind ja die "Guten", "Auserwählten", "einzig Wahren", ...
Allein diese Arroganz, der Hoheit über die Interpretation: Gut und Böse, diskreditiert die Lehre der Religionsgemeinschaft. Mir ist klar, das es entwicklungspsychologisch für ein Kind wichtig ist, einfach und klare Verhaltensweisen und Werte vermittelt zu bekommen. Dazu taugt meiner Meinung nach aber eine Ethik, die dem evolutionären Humanismus entsammt, mindestens genausogut wie die Glaubeslehre.

Gruß Christian, frei gebohren.

PS: Ohne Gottesdienst bleibt mehr Zeit fürs Training und fürs Forum.

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 20:30 
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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 20:36 
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Klugschnacker hat geschrieben:
Schwierig wird es erst an dem Punkt, wo konkrete Religionen ganz bestimmte Dinge zu glauben verlangen, von deren Wahrheit sie mich nicht überzeugen konnten.

Grüße,
Arne


Da stimme ich dir absolut zu.

Ich habe die katholische Kirche aber auch nie so empfunden. Vielleicht hatte ich einfach auch nur Glück mit den Religionslehrern, unserem Pfarrer und meinen Eltern. Ich war eine zeitlang Messdiener und empfand "das alles" als sehr angenehm und beruhigend. Weder im katholischen Kindergarten meiner Töchter, noch jetzt im Religionsunterricht, erkenne ich eine strenge enge Ausrichtung oder das Vermitteln einer Furcht-Religion (Bestrafung, Sünden usw.). Es wird einfach ein Glaube mitgegeben. Ich empfinde das als sehr angenehm und möchte ihnen das mitgeben. Was sie später draus machen, ist dann ihre Sache. Die Fragen ("Papa, wie kann das eigentlich sein, dass...?") kamen schon ganz automatisch im Alter von 5 oder 6 Jahren.

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 21:24 
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Wurstbrotmampfer
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keko hat geschrieben:
Ich habe die katholische Kirche aber auch nie so empfunden. Vielleicht hatte ich einfach auch nur Glück mit den Religionslehrern, unserem Pfarrer und meinen Eltern. Ich war eine zeitlang Messdiener und empfand "das alles" als sehr angenehm und beruhigend. Weder im katholischen Kindergarten meiner Töchter, noch jetzt im Religionsunterricht, erkenne ich eine strenge enge Ausrichtung oder das Vermitteln einer Furcht-Religion (Bestrafung, Sünden usw.). Es wird einfach ein Glaube mitgegeben. Ich empfinde das als sehr angenehm und möchte ihnen das mitgeben. Was sie später draus machen, ist dann ihre Sache. Die Fragen ("Papa, wie kann das eigentlich sein, dass...?") kamen schon ganz automatisch im Alter von 5 oder 6 Jahren.

Erkennst Du nicht die Gehirnwäsche? Es wird unterschwellig ein Glaube vermittelt, ohne dass sich konkret sagen ließe, was der Inhalt dieses Glaubens ist. Es wird kleinen Kindern nur das Gefühl mitgegeben, dass da draußen ein Geist, ein Sinn oder eine gütige Macht ist, die alles sieht und alles umfasst, und die Regeln für uns aufstellt.

Stelle Dir vor, es ginge nicht um den Katholizismus, sondern um den Kommunismus. Auf Deine Kinder würden Eiferer dieser Lehre losgelassen, und zwar bereits im Kindergarten. Da sie noch zu jung für ein Verständnis dieser Lehre sind, begnügt man sich damit, ihnen irgendwie das Gefühl mitzugeben, dass das Kapital schlecht sei und die Klassen für eine bessere Welt gegeneinander zu kämpfen hätten. – Das würdest Du Dir logischerweise verbitten. Zwar nicht für immer, aber zumindest so lange, wie Deine Kinder zu jung sind, um dem Kommunismus mit eigener Urteilskraft zu begegnen.

Ich will Dir keinesfalls zu nahe treten. Ich halte es für falsch, bereits ganz kleine und dadurch im geistigen Sinne wehrlose Kinder mit dem Glauben zu impfen. Wenn die Überzeugungskraft des religiösen Glaubens so stark ist, dann kann man auch noch einige Jahre damit warten, bis die jungen Menschen zu einem eigenen Urteil fähig sind. Ich wäre dafür, die Erziehung zur Religion aus den Kindergärten und Grundschulen herauszuhalten. Das gilt nicht nur für den Katholizismus, sondern ganz allgemein für alle Ismen (Kapitalismus, Kommunismus, Militarismus, Islamismus, Liberalismus, Anarchismus etc., also Glaubenslehren mit dogmatischem Einschlag).

Das bedeutet aber nicht, dass Kinder nicht mit existenziellen Fragen in Berührung kommen sollen, ganz im Gegenteil. Ich denke, da gibt es viele Punkte, in denen wir gleicher Meinung sind.

Grüße,
Arne


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 21:44 
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Eiermann U5 Emu
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keko hat geschrieben:
Ist der Glaube etwa nur eine clevere Strategie der Natur?
http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/982255 (pdf: http://www.wissenschaft-online.de/artikel/982875)


Da ist die Wissenschaft erst so spät drauf gekommen :oops:

klingt vielleicht hochnäsig, aber da hätten se auch mich fragen können. Insofern man annimmt, dass sich das "Leben" in einer Art und Weise entwickelt, die wir als Evolution bezeichnen und man ferner annimmt, dass das Gehirn lediglich versucht die am geeignetste Illusion zu Schaffen um im "struggle of live" zu bestehen, so werden zwangsläufig Emotionen und in deren Resultat eine gewisse Spiritualität entstehen. Die Wahrnehmungen über den lauf der Dinge, werden dann mit beobachtungen aus der Umgebung vergleichend belegt. Somit entstehen Sinnbilder aus der eigenen Erfahrungswelt, welche es auf eine relativ einfache Art und Weise ermöglichen sich in der Welt zurechtzufinden.

Sich in seiner Umgebung besser zurechtzufinden ist wiederrum ein Vorteil im "struggle of live".

Das Zusammentalten als Sippe, Stamm, Volk, Nation, ... ist nichts Anderes. Religion stiftet ebenfalls einen Zusammenhalt und vermittelt Werte. Religion ist demnach nichts anderes als eine Art Standortvorteil. Der Stadortvorteil der Religion ist meiner Meinung nach jedoch geringer als der Vorteil durch Wissenschaft und Aufklärung.

Wenn wir annehmen, dass es eine Zeit gab, zu der Alle Menschen (Neugebohrene ausgeschlossen) religios waren und sehen dies als triviale Lösung an, so stellt sich die Frage, ob wir und hin zur trivialen Lösung "kein Mensch ist religiös" entwickeln und über welche Größenordnung der Zeitskala wir reden. Meiner Meinung nach werden wir die Religion für die nächsten paar Jahrtausende nicht los. Umsomehr ist es wichtig in gegenseitiger Toleranz zu leben, auch wenn es schwerfallen mag. Gelingt uns das nicht wird es immer wieder Konflikte geben, die nicht allein durch die Religion verursacht, aber trotzdem unter Verweis auf sie geführt werden. Das eigene Weltbild ist schließlich wie obig beschrieben ein Standortvorteil und jeder der einen Konflikt bestehen will, muss letzten Endes jeden Standortvorteil nutzen, den er bekommen kann. Dazu ruft man dann notfalls Wertegemeinschaften aus, oder eben Religionen.

Das Nutzen der Verknüpfung Sippe, Stamm, ... findet nicht statt, da die Austauschvariablen der Elemente der Gesellschaften zu groß sind. Das wesen zukünftiger Konflikte wird daher stark davon abhängen, was als Polarisator gewählt wird. Das Geschlecht taugt dazu nicht, da wir zu stark voneinander abhängen. Nationalität nur für regionale Streitigkeiten. Ist wirklich spannend, was so die nächsten paartausend Jahre so passieren wird. Wir wissen momentan nichteinmal, ob wir momentan auf ein mono-, bi- oder multipolares Machtgefüge zusteuern.

Im Falle einer fundamentalen Auseinandersetzung kann Glauben, oder nicht Glauben eine mögliche Trennlinie darstellen, die Durchmischung einiger Gesellschaften bezuglicher dieser Individualeigentschaft lässt im Moment jedoch keinen globalen Konflikt Aufgrund dieser zu.

Gruß Christian,

PS: Hach, was bin ich heute wieder optimistisch.

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 22:26 
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keko hat geschrieben:
Ist der Glaube etwa nur eine clevere Strategie der Natur?
http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/982255 (pdf: http://www.wissenschaft-online.de/artikel/982875)

Dem Artikel liegen die drei Speicherorte oder Quellen des Wissens zugrunde:

1. Die in den Genen gespeicherte Information einer Spezies. Es unterliegt der biologischen Evolution und kann sich nur über Generationen hinweg allmählich ändern.

2. Individuell erworbenes Wissen. Wird vom Individuum in seiner Lebenszeit erlernt, z.B. Fremdsprachen, Mathematik.

3. Kulturelles Wissen. Es ist in den kulturell gesteuerten Verhaltensweisen einer Gruppe gespeichert. Rollenbilder, Arbeitsteiligkeit einer Gesellschaft, etc. Auch dieses Wissen unterliegt einer Evolution. Wenig erfolgreiche Kulturen sterben aus. Erfolgreiche Kulturen vermehren sich usw. Zur Kultur gehört die Religion.

Der Artikel ist aus meiner Sicht etwas naiv-einseitig geschrieben, da hätte ich mir von einem Religionswissenschaftler, der ja im Unterschied zum Theologen ein Wissenschaftler ist, mehr versprochen. Eine alternative Sicht auf die Dinge gibt es von Deutschlands renommiertestem Kirchenkritiker, Karlheinz Deschner, in diesem Video (ca. 70 min).



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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 24 Okt 2011 22:34 
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Klugschnacker hat geschrieben:
Erkennst Du nicht die Gehirnwäsche? Es wird unterschwellig ein Glaube vermittelt, ohne dass sich konkret sagen ließe, was der Inhalt dieses Glaubens ist. Es wird kleinen Kindern nur das Gefühl mitgegeben, dass da draußen ein Geist, ein Sinn oder eine gütige Macht ist, die alles sieht und alles umfasst, und die Regeln für uns aufstellt.

Nein, ich sehe darin keine Gehirnwäsche. Ich empfand das nie so und wenn ich die Religionshefte meiner Töchter durchblättere, sehe ich auch keine Gehirnwäsche. Es werden zunächst einfache Geschichten aus der Bibel erzählt und später komplizierte Sachverhalte und Themen näher gebracht. Ich habe das Gefühl, dass Eltern und Atheisten den Glauben manchmal komplizierter und verbissener sehen als Gläubige.
Wir gehen regelmässig in den Gottesdienst der französischen Gemeinde in Stuttgart. Der Priester spricht französisch, kommt irgendwo aus Afrika, ich verstehe nur die Hälfte (die andere Hälfte kann ich mir aus dem deutschen Gottesdienst zusammenreimen), danach gibt es leckeren Käse, viel Rotwein, Trauben, warmen Flammkuchen und natürlich Baguette. Dieses "danach" dauert natürlich länger als der Gottesdienst, die Themen sind weltlich - auch das gehört für mich dazu.

Klugschnacker hat geschrieben:
Stelle Dir vor, es ginge nicht um den Katholizismus, sondern um den Kommunismus. Auf Deine Kinder würden Eiferer dieser Lehre losgelassen, und zwar bereits im Kindergarten. Da sie noch zu jung für ein Verständnis dieser Lehre sind, begnügt man sich damit, ihnen irgendwie das Gefühl mitzugeben, dass das Kapital schlecht sei und die Klassen für eine bessere Welt gegeneinander zu kämpfen hätten. – Das würdest Du Dir logischerweise verbitten. Zwar nicht für immer, aber zumindest so lange, wie Deine Kinder zu jung sind, um dem Kommunismus mit eigener Urteilskraft zu begegnen.

Werden nicht auf uns schon gefährlichere Eiferer losgelassen? Religion ist Gehirnwäsche? Hören wir nicht von Kindesbeinen an "Schaffe, schaffe, Häusle baue?" Das Märchen vom Tellerwäscher, der zum Milionär wird? Werden wir nicht auf materielle Ziele geimpft? "It's All About the Benjamins", wie der Ami sagt (Benjamins = $100). Auf Leistung bis zum letzen Atemzug? Oder eigentlich: auf Erfolg! Wenn, dann ist doch das die totale Hirnwäsche und Religion eine geistige Befreiung von dieser.


Klugschnacker hat geschrieben:
Ich will Dir keinesfalls zu nahe treten. Ich halte es für falsch, bereits ganz kleine und dadurch im geistigen Sinne wehrlose Kinder mit dem Glauben zu impfen. Wenn die Überzeugungskraft des religiösen Glaubens so stark ist, dann kann man auch noch einige Jahre damit warten, bis die jungen Menschen zu einem eigenen Urteil fähig sind. Ich wäre dafür, die Erziehung zur Religion aus den Kindergärten und Grundschulen herauszuhalten.

Du kannst deine Kinder ja raushalten. Es gibt genügend städtische Kindergärten und in der Schule gibt es eben statt dem Fach Religion Ethik oder frei. Akzeptiere aber bitte, dass es Eltern gibt, die eine frühe religiöse Erziehung befürworten. ;)

Ich sehe das aber genau anders rum: Ich möchte meinen Kindern zunächst etwas mitgeben, woran sie sich orientieren können. Danach, wenn sie alt genug sind, können sie sich entscheiden. Ich finde das den besseren und einfacheren Weg, da schon mal ein Leitfaden da ist.

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 25 Okt 2011 07:40 
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keko hat geschrieben:
Ich sehe das aber genau anders rum: Ich möchte meinen Kindern zunächst etwas mitgeben, woran sie sich orientieren können. Danach, wenn sie alt genug sind, können sie sich entscheiden. Ich finde das den besseren und einfacheren Weg, da schon mal ein Leitfaden da ist.


Aber braucht es dazu denn Gott, oder würden nicht auch von Dir vermittelte Werte völlig ausreichen? Du bist der Papa. Für deine Kinder bist Du der Größte, Gott ist denen schnurzpiepegal.

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