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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 10:15 
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Eiermann U6 Emu
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Klugschnacker hat geschrieben:
Matthias hat geschrieben:
Spannende Geschichte, auf die die Physik wohl noch keine Antwort hat, möglicherweise prinzipiell nicht:
- Woher kommt das menschliche Zeitempfinden?
- Warum hat Zeit eine Richtung?

Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik. Dadurch sind viele physikalische, vor allem aber auch biologische Prozesse irreversibel. Sie funktionieren nur in die eine Richtung.

Bei den meisten elementaren Prozessen kann man die Zeit "umdrehen", und der Prozess ist physikalisch genau so möglich. Einfachstes Beispiel: Absorption und stimulierte Emission von Licht sind komplementäre Vorgänge: Der eine entspricht dem anderen, nur die Zeitrichtung ist entgegengesetzt. Beide haben exakt die gleiche Wahrscheinlichkeit.
Allerdings gibt es Ausnahmen: Vorgänge, bei denen die elektroschwache Kraft eine Rolle spielt (z.B. beta-Zerfälle), sind in der Zeit nicht symmetrisch.
Entropie kommt erst bei Vorgängen mit vielen Teilchen ins Spiel. Allerdings summieren wir in unserer "makroskopischen" Weltsicht viele verschiedene Mikrozustände als den gleichen Zustand. Beispiel: Ein Glas fällt auf den Boden und zerbricht. Wenn wir ein zweites Glas auf den Boden werfen, zerbricht es natürlich auch. Dagegen werden wir niemals erleben, dass die Splitter in die Luft springen und sich wieder zum Glas zusammensetzen. Tatsächlich werden wir aber auch niemals erleben, dass die Splitter des zweiten Glases auf dem Boden exakt das gleiche Muster bilden wie die des ersten Glases. Trotzdem sind für uns die Endzustände der beiden Gläser "gleich", nämlich "Glas kaputt".
Manche Kosmologen nehmen an, dass die Zunahme der Entropie an die Ausdehnung des Universums gekoppelt ist. Wenn das Universum schrumpfen würde (was nach derzeitigem Kenntnisstand nie der Fall sein wird), würde die Entropie möglicherweise abnehmen und Vorgänge, die jetzt extrem unwahrscheinlich sind (Splitter setzen sich zum Glas zusammen), wären ganz normal.
Klugschnacker hat geschrieben:
Matthias hat geschrieben:
- Warum erinnern wir uns an die Vergangenheit, aber nicht an die Zukunft?

Wegen des Kausalitätsprinzips, das ebenfalls auf dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik beruht. Die Zukunft kann nicht kausal auf die Gegenwart wirken. Deshalb kann sie im Gehirn auch keine Muster erzeugen, die so etwas wie eine "Erinnerung" wären.

Bei Kenntnis des jetzigen Zustandes (Orte und Impulse aller beteiligten Teilchen) können wir die künftigen und auch die vorherigen Zustände mit gewissen Wahrscheinlichkeiten berechnen - also in beide Richtungen der Zeit. So wie aus dem jetzigen Zustand verschiedene künftige Zustände hervorgehen können, können verschiedene vergangene Zustände zum jetzigen Zustand geführt haben. Eine zeitlich gerichtete Kausalität gibt es bei elementaren Prozessen gar nicht.
Unsere Erinnerung basiert darauf, dass wir aus dem jetzigen Zustand unseres Gehirns eine mögliche Vergangenheit konstruieren. Warum gelingt uns das nicht in gleicher Weise mit der Zukunft?
Klugschnacker hat geschrieben:
Matthias hat geschrieben:
- Entspringt unser Bewusstsein aus dem (scheinbaren) Fluss der Zeit?

Warum? Wie kommst Du auf den Gedanken? Ich sehe da keinen ursächlichen Zusammenhang.

Das Bewusstsein ist kein kontinuierliches Phänomen, sondern das Gehirn konstruiert in jedem Moment das Bewusstsein neu. Der, der du vor einer Sekunde warst, existiert nun nicht mehr, und der, der du jetzt bist, war vor einer Sekunde noch nicht vorhanden.
Warst du mal betrunken und hattest einen "Filmriss"? Damit meine ich nicht einen Gedächtnisverlust, sondern dieses plötzlich auftretende Gefühl, nicht zu wissen, wie man an diesen Ort oder in diese Situation gekommen ist, obwohl man sich sehr wohl an die unmittelbare Vergangenheit erinnert - aber halt so, als hätte man sie nicht persönlich erlebt, sondern in einem Film gesehen. Das kann auch bei großer Müdigkeit passieren. Da spürt man, dass das Bewusstsein in Wirklichkeit diskontinuierlich ist und sich gerade neu erschaffen hat.

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 10:44 
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Wurstbrotmampfer
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Matthias, ich stimme Dir grundsätzlich zu, auch wenn ich im Beispiel der Emission und Absorption von Lichtteilchen bei aller Symmetrie keine Zeitumkehr sehe.

Selbst wenn sich der Zeitpfeil im Universum irgendwann umdrehen sollte, was auch unter Physikern eine sehr exotische Hypothese ist, gibt es dennoch zweifellos diese Zeit als etwas, das abläuft und eine Richtung hat.

Es geht nicht, dass man Phänomene aus der Quantenmechanik einfach auf die makroskopische Welt überträgt, wie das von Esoterikern mit großer Begeisterung getan wird.

Grüßle aus dem sonnigen Baden,
Arne


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 10:44 
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Eiermann Emu
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:bigfoot :???: :bigfoot :???: :toblerone

Ich wusste es, ich bin zu blöd! :cry Oder weiß ich das gar nicht? :bigfoot Oder ist es ganz anders? :keko

Ein Klassiker für meine sehr begrenzte Sicht der Dinge für das Unbekannte ist der Gedanke an das Weltall und wo unser Universum aufhört und was dahinter kommt. Und was kommt dann dahinter und was ist hinter diesem Ende. Da ich im täglichen Leben ja irgendwie immer mit dem Gedanken herumlaufe, daß etwas zu Ende ist........... komme ich mit dem Gedanken der Unendlichkeit einfach nicht klar! :toblerone


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 10:51 
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Urmel-Emu
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Ich glaube, ich fände eine Diskussionsrunde mit Arne, keko, Harald Lesch und dem Dalai Lama zum Thema "gibt es Zeit" echt super! :yo: :yo: :yo:

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 10:57 
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Wurstbrotmampfer
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crema-catalana hat geschrieben:
Ich glaube, ich fände eine Diskussionsrunde mit Arne, keko, Harald Lesch und dem Dalai Lama zum Thema "gibt es Zeit" echt super! :yo: :yo: :yo:

Keine Zeit, und der Dalai Lama erst recht nicht!
:hammer


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 10:59 
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Urmel-Emu
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Klugschnacker hat geschrieben:
crema-catalana hat geschrieben:
Ich glaube, ich fände eine Diskussionsrunde mit Arne, keko, Harald Lesch und dem Dalai Lama zum Thema "gibt es Zeit" echt super! :yo: :yo: :yo:

Keine Zeit, und der Dalai Lama erst recht nicht!
:hammer

Hast du ihn schon gefragt? :bigfoot Du könntest eine Sendung draus machen... Mit Fernzuschaltung. :blue

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 11:02 
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Eiermann U6 Emu
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Klugschnacker hat geschrieben:
Matthias, ich stimme Dir grundsätzlich zu, auch wenn ich im Beispiel der Emission und Absorption von Lichtteilchen bei aller Symmetrie keine Zeitumkehr sehe.

Beide Vorgänge werden durch die selbe Gleichung beschrieben, wenn man jeweils t durch -t ersetzt.
Klugschnacker hat geschrieben:
Selbst wenn sich der Zeitpfeil im Universum irgendwann umdrehen sollte, was auch unter Physikern eine sehr exotische Hypothese ist, gibt es dennoch zweifellos diese Zeit als etwas, das abläuft und eine Richtung hat.

Richtung: Ja, wegen der zeitlich nicht symmetrischen Wechselwirkungen und der Entropie.
Der Zeit-"Ablauf" ist zweifellos ein Konstrukt unseres Geistes. Physikalisch lässt sich das Universum als statisches, vierdimensionales Gebilde beschreiben (na gut, nach den Stringtheorien gibt es wohl 21 oder so Dimensionen).
Klugschnacker hat geschrieben:
Es geht nicht, dass man Phänomene aus der Quantenmechanik einfach auf die makroskopische Welt überträgt, wie das von Esoterikern mit großer Begeisterung getan wird.

Grüßle aus dem sonnigen Baden,
Arne

Nichts liegt mir ferner als Esoterik.
Letztlich sind alle makroskopischen Vorgänge, also die der Alltagswelt, auf quantenmechanische Vorgänge zurückzuführen. Die Frage ist, wie (oder ob?) die Phänomene des Geistes erklärt werden können: Zeitablauf, Erinnerung, Bewusstsein, freier Wille.

Grüße zurück aus dem leider noch bewölkten Oberbayern,

Matthias

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 11:16 
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Wurstbrotmampfer
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Matthias hat geschrieben:
Nichts liegt mir ferner als Esoterik.

Weiß ich doch!


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 11:20 
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Capoeira Emu
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Hi Arne,

willst du mir deine Sicht auf diesen Punkt mal erläutern :
Klugschnacker hat geschrieben:
[...] gibt es dennoch zweifellos diese Zeit als etwas, das abläuft und eine Richtung hat.

Unter einem "Fluß" oder "Ablauf" o.ä. würde ich ja etwas verstehen, was unter anderem (aber auch vor allem) zu unterschiedlichen Zeitpunkten einen unterschiedlichen Zustand, Ort o.ä. einnimmt.

Wenn es nun heißt, "die Zeit läuft ab" oder "die Zeit fließt", hat dann sie, die Zeit selbst, zu unterschiedlichen Zeitpunkten einen unterschiedlichen Ort o.ä. ?

Fließt die Zeit mit der Zeit durch die (Raum-)Zeit ?

Wahlweise können wir uns auch auf die "Gegenwart", als Punkt der Zeit, beschränken, und ansetzen :
Die "Gegenwart" fließt durch die Zeit ... ("selbstverständlich" dann in einer bestimmten Richtung ... ;))

Meine Frage dann dazu :
Wie ist die Gegenwart definiert ? (Am besten unabhängig vom persönlichen Empfinden ... ;) )
Was macht die Gegenwart "Do, 11:20 Uhr" gegenwärtiger als die Gegenwart "Do, 15:30 Uhr" ?


Grüße ... :tomtiger


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 11:20 
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Wurstbrotmampfer
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Beiträge: 831
triaking hat geschrieben:
Ein Klassiker für meine sehr begrenzte Sicht der Dinge für das Unbekannte ist der Gedanke an das Weltall und wo unser Universum aufhört und was dahinter kommt. Und was kommt dann dahinter und was ist hinter diesem Ende. Da ich im täglichen Leben ja irgendwie immer mit dem Gedanken herumlaufe, daß etwas zu Ende ist........... komme ich mit dem Gedanken der Unendlichkeit einfach nicht klar! :toblerone

Nichts ist dahinter. Zumindest muss man nicht zwangsläufig annehmen, dass es etwas dahinter geben müsse.

Mit dem Urknall breitet sich nicht die Strahlung und die Materie im Raum aus. Sondern der Raum selbst ist es, der sich ausdehnt.

Beispiel: Scheinbar entfernen sich alle Galaxien voneinander. Das kann man beobachten. Tatsächlich ist es jedoch der Raum zwischen ihnen, der sich ausdehnt.

Im Urknall wurde also der Raum erschaffen (und die Zeit). Davor (zeitlich) oder jenseits (räumlich) gibt es möglicherweise weder Raum noch Zeit.

Grüße,
Arne


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 11:27 
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Caipi-Emu
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Registriert: 03 Aug 2010 23:31
Beiträge: 4056
Klugschnacker hat geschrieben:
triaking hat geschrieben:
Ein Klassiker für meine sehr begrenzte Sicht der Dinge für das Unbekannte ist der Gedanke an das Weltall und wo unser Universum aufhört und was dahinter kommt. Und was kommt dann dahinter und was ist hinter diesem Ende. Da ich im täglichen Leben ja irgendwie immer mit dem Gedanken herumlaufe, daß etwas zu Ende ist........... komme ich mit dem Gedanken der Unendlichkeit einfach nicht klar! :toblerone

Nichts ist dahinter. Zumindest muss man nicht zwangsläufig annehmen, dass es etwas dahinter geben müsse.

Mit dem Urknall breitet sich nicht die Strahlung und die Materie im Raum aus. Sondern der Raum selbst ist es, der sich ausdehnt.

Beispiel: Scheinbar entfernen sich alle Galaxien voneinander. Das kann man beobachten. Tatsächlich ist es jedoch der Raum zwischen ihnen, der sich ausdehnt.

Im Urknall wurde also der Raum erschaffen (und die Zeit). Davor (zeitlich) oder jenseits (räumlich) gibt es möglicherweise weder Raum noch Zeit.

Grüße,
Arne

Aber in_was_breitet sich der Raum aus?
Ist dafür das menschliche Vorstellungsvermögen (also meins :lol: ) zu begrenzt, weil man es aus dem eigenen Erleben heraus so kennt, dass sich Dinge räumlich verteilen (z.B. das auslaufende Wasser aus dem Wäschetrockner :roll: )?

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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 11:45 
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Wurstbrotmampfer
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Beiträge: 831
Flow hat geschrieben:
Hi Arne,

willst du mir deine Sicht auf diesen Punkt mal erläutern :
Klugschnacker hat geschrieben:
[...] gibt es dennoch zweifellos diese Zeit als etwas, das abläuft und eine Richtung hat.

Unter einem "Fluß" oder "Ablauf" o.ä. würde ich ja etwas verstehen, was unter anderem (aber auch vor allem) zu unterschiedlichen Zeitpunkten einen unterschiedlichen Zustand, Ort o.ä. einnimmt.

Wenn es nun heißt, "die Zeit läuft ab" oder "die Zeit fließt", hat dann sie, die Zeit selbst, zu unterschiedlichen Zeitpunkten einen unterschiedlichen Ort o.ä. ?

Fließt die Zeit mit der Zeit durch die (Raum-)Zeit ?

Nein, den Fluss stellst Du Dir zu konkret vor. Das ist nur ein Bild. Mit dem Fließen ist ein kontinuierliches, gleichmäßiges Vergehen der Zeit gemeint. Allerdings weiß man heute, dass die Zeit nicht wirklich kontinuierlich, sondern "körnig" ist, es gibt also kleinstmögliche Zeitpakete. Außerdem fließt sie seit Einstein nicht gleichmäßig.

Ein Zeitpfeil oder eine Richtung der Zeit (Vergangenheit > Zukunft) ergibt sich aus dem physikalischen Begriff der Ordnung. Es ist das vielleicht fundamentalste physikalische Gesetz, das besagt, dass die Ordnung in einem geschlossenen System ohne Energiezufuhr stets abnimmt. Aus Ordnung wird also immer Unordnung.

Beispiel: In einem Raum befinden sich zwei Gase, das eine links, das andere rechts, schön voneinander getrennt. Nach einiger Zeit vermischen sie sich vollständig miteinander. Das ist ein Zustand geringerer Ordnung (größerer Unordnung).

Beispiel: Die Sonne ist ein Ort mit hoher Energiekonzentration (Ordnung). Sie verströmt sich und verteilt ihre Energie im Weltall (Unordnung).

Beispiel: Ein Baum ist ein hochkomplexes Gebilde, das mit Sonnenenergie aufgebaut wurde (Ordnung). Er zerfällt, die chemischen Verbindungen werden abgebaut, er zerfällt und verteilt sich in alle Winde (Unordung).

Der Zeitpfeil ist die Richtung hin zur größeren Unordnung. Diese Unordung ist nicht reversibel, und man argumentiert, deshalb sei auch die Zeit nicht umkehrbar. Aus einem Haufen modrigem Holz und verfaultem Laub wird nicht wieder der Baum entstehen, im physikalischen Sinne einer spontanen Neuordnung der Atome.

Grüße,
Arne


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 12:02 
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Wurstbrotmampfer
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maultäschle hat geschrieben:
Aber in_was_breitet sich der Raum aus?
Ist dafür das menschliche Vorstellungsvermögen (also meins :lol: ) zu begrenzt, weil man es aus dem eigenen Erleben heraus so kennt, dass sich Dinge räumlich verteilen (z.B. das auslaufende Wasser aus dem Wäschetrockner :roll: )?

Da bist Du mit Kant in bester Gesellschaft. Er stellte fest, dass wir uns bestimmte Dinge grundsätzlich nicht vorstellen oder wegdenken können. Sie sind fest in unserem Denken verankert. Es sind demnach Vorurteile und nicht Erkenntnisse.

Schau Dir die Oberfläche einer großen Kugel an, zum Beispiel einen Globus. Die Oberfläche hat eine feste Größe, sagen wir 1 Quadratmeter. Die Oberfläche ist also nicht unbegrenzt groß, sondern sie hat einen endlichen Wert (1qm). Sie hat aber für die Ameise, die darauf krabbelt, keine Grenze. Sie kann ihr Leben lang darauf laufen, ohne je an eine Grenze zu stoßen. Diese Oberfläche hat zweidimensional keine Grenze, ist aber trotzdem endlich groß.

Dieses zweidimensionale Beispiel können wir nicht anschaulich in drei Dimensionen übertragen, man kann sich das nicht vorstellen. Mathematisch ist das aber kein Problem. Es gibt Räume, die keine Grenze haben, aber nur endlich groß sind. Man darf also nicht die Alltagserfahrung auf die räumliche Struktur des Universums anwenden.

Zurück zur Ameise. Sie kann herausfinden, dass sie auf einer gekrümmten Fläche lebt. Dazu muss sie ein sehr großes Dreieck auf dem Globus malen. Anschließend misst sie die Winkel des Dreiecks. Sie müssen 180 ergeben, so haben wir es in der Schule gelernt. Die Ameise stellt aber fest, das es mehr als 180 Grad sind. Also muss sie auf einer Kugel leben, und es gelten andere Rechengesetze als bisher angenommen!

Das selbe machen die Menschen im Weltall. Sie denken sich Möglichkeiten aus, im Weltraum Dreiecke von gewaltiger Größe zu vermessen. So können sie feststellen, ob der Raum irgendwie in sich gekrümmt ist (was man sich nicht vorstellen kann). Dazu kommen aufwändige Messungen bestimmter Echoeffekte vom Urknall. Man weiß über die räumliche Struktur des Weltraums heute ganz gut Bescheid.


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 12:20 
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Admin-Emu
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Klugschnacker hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Können wir das Ganze sehen? Die Einheit hinter allem? Das Alles, was hinter dem Ich ist und uns alle vereint? Könnten wir das, würden wir alles auf einmal sehen, alle Zustände, die Vergangenheit und die Zukunft und das jetzt.

Gibt es denn zwangsläufig dieses Ganze und die Einheit überhaupt? Und warum könnten wir in die Zukunft blicken, wenn das "Ganze" sehen könnten? Nach allem was wir bisher über die Welt wissen, scheint es sich dabei um etwas zu handeln, das sich entwickelt.

keko hat geschrieben:
Befreien wir uns von uns, von umserem Ich, von unserem Denken, von unserer Physik, die ja nur eine Lehre ist und so zwangsläufig verfälscht, da eine Lehre in Worte und Sprache gefasst wird und so nie das Ganze erfassen kann, sind wir im Zeitlosen.

Verstehe ich nicht. Warum sind wir im Zeitlosen, wenn wir uns vom Denken und von der Physik (die ja eine Mischung aus Denken und Nachprüfen ist) verabschieden?

Grüße,
Arne


Stell dir vor du präsentierst in deinem Forum eine neue Trainingsphilosphie. Jeder sieht darin was anderes. Der eine findet sie gut, der andere schlecht, der nächste zu hart, der andere zu lasch, ein anderer findest sie lustig, einer traurig, dem anderen fehlt dies, dem nächsten das. Jemand erinnert sie an einen Schulaufsatz oder an seinen früheren Trainer. Alle Meinung sind richtig, jeder sieht in der Trainingsphilosophie was anderes, einen anderen Teil der Wahrheit, einen Teil des Ganzen. Deine Trainingsphilosphie entwickelt sich nicht zu irgendwas oder kommt nicht von irgendwo her. Alles steckt bereits in ihr drin, sie erscheint nur aber gerade als Trainingsphilosophie.

Wir sind im Zeitlosen, wenn wir die Trainingsphilosopie als Ganzes sehen, wenn wir alles sehen, was in ihr steckt. Im Neugeborenen steckt schon der alte Mann. Im Leben ist der Tod und umgekehrt. Sehen wir alles, gibt es keine Zeit mehr.

Einfaches Denken verfälscht, weil wir aus dem Ich heraus dies tun und damit eine einseitige Sicht haben. Somit bekommen wir keine Sicht auf das Ganze und gelangen nicht ins Zeitlose.

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Die Muße ist die Schwester der Freiheit.
https://sifiman.kkessler.de


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 Betreff des Beitrags: Re: keko und sein Training für den Hausgebrauch
BeitragVerfasst: 20 Sep 2011 12:21 
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Caipi-Emu
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Klugschnacker hat geschrieben:
maultäschle hat geschrieben:
Aber in_was_breitet sich der Raum aus?
Ist dafür das menschliche Vorstellungsvermögen (also meins :lol: ) zu begrenzt, weil man es aus dem eigenen Erleben heraus so kennt, dass sich Dinge räumlich verteilen (z.B. das auslaufende Wasser aus dem Wäschetrockner :roll: )?

Da bist Du mit Kant in bester Gesellschaft. Er stellte fest, dass wir uns bestimmte Dinge grundsätzlich nicht vorstellen oder wegdenken können. Sie sind fest in unserem Denken verankert. Es sind demnach Vorurteile und nicht Erkenntnisse.
.......
Das selbe machen die Menschen im Weltall. Sie denken sich Möglichkeiten aus, im Weltraum Dreiecke von gewaltiger Größe zu vermessen. So können sie feststellen, ob der Raum irgendwie in sich gekrümmt ist (was man sich nicht vorstellen kann). Dazu kommen aufwändige Messungen bestimmter Echoeffekte vom Urknall. Man weiß über die räumliche Struktur des Weltraums heute ganz gut Bescheid.

Danke!
Ich finde es immer wieder faszinierend, dass man also offensichtlich mit etwas rechnen und hantieren kann, was der eigene Verstand gar nicht erfassen kann.
Sprich die Ameise weiß dann zwar, dass sie offensichtlich nicht auf einer Fläche lebt, aber die Kugel kann sie sich als solche wahrscheinlich gar nicht vorstellen, weil sie das System nicht von außen sondern nur aus dem eigenen Erleben heraus betrachten kann.
Spannend.

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