FMMT hat geschrieben:
Aus meiner Sicht ist die Bibel von Menschen für Menschen gemacht, inwieweit Gott oder eine höhere Macht wirklich darauf Einfluss nahm, ist für mich unklar.
Das neue Testament ist eine Zusammenfassung von Einzelteilen, die zeitlich unabhängig voneinander entstanden sind. Inhaltlich steht das Wirken Jesu im Mittelpunkt, doch keiner der Autoren ("Evangelisten") lebte selbst zur Zeit Jesu. Es sind also keine Zeitzeugen. Durch Quervergleiche zwischen den vier Evangelien kann man zeigen, dass zuerst das Markusevangelium verfasst wurden sein muss, und dass die anderen mehr oder weniger davon abgeschrieben haben (was bleibt einem Autor, der 100 Jahre nach Christus lebte, auch anderes übrig).
Nicht alle Texte über das Wirken Jesu schafften es in die heutige Bibel, denn viele Erzählungen schienen einander zu widersprechen(!). Also wurde von Menschen (!) eine Auswahl getroffen, die festlegte, welche Texte im neuen Testament stehen sollen und welche nicht. Man nennt das den Biblischen Kanon, der 400 Jahre nach Christus (!) feststand. Entscheidend ist, dass es sich hierbei um eine von Menschen getroffene Auswahl an Schriftstücken handelt. Und, wie oben beschrieben, dass die Texte, zwischen denen gewählt wurde, allesamt aus mündlichen Überlieferungen, über mehrere Generationen hinweg, hervorgingen, sofern sie nicht vom Markusevangelium abgeschrieben und dabei auf zum Teil anrührende Weise ausgeschmückt wurden.
Weder die Texte selbst, noch die Auswahl der für das Neue Testament als geeignet befundenen Autoren haben irgend etwas mit Gott zu tun. Es ist ausschließlich Menschenwerk.
Keiner der Evangelisten und auch kein einziger der anderen Autoren, deren Texte wir im Neuen Testament finden, hat je für sich beansprucht, Gott hätte ihm die Texte eingegeben. Sie haben sich selber als Chronisten gesehen, die über wahre Gegebenheiten berichteten (und sie haben sich einige Freiheiten erlaubt, um bei ihren Zuhörern den gewünschten Effekt zu erzielen).
Zum Alten Testament: Es ist die Geschichte des Volks Israel. Es wird versucht, eine Geschichte nachzuerzählen, die angeblich real stattgefunden hat. Auch hier handelt es sich um den Versuch einer Geschichtsschreibung, also einer Nacherzählung. Nirgendwo in diesen Texten wird der Anspruch erhoben, Gott habe sie den Verfassern eingegeben. Zwar lenkte Gott die Geschicke des Volkes Israel, aber die Protokollierung und Nacherzählung dieser Geschichte ist ausschließlich Menschenwerk.
Selbstverständlich haben sich nicht nur die Theologen, sondern auch die Wissenschaften für die Geschichte interessiert, die im Alten Testament erzählt wird. Zum Beispiel für den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, die Wanderung durch die Wüste, auch für Jericho, dessen Mauern vom Volke Israel gestürmt worden seien.
Archäologen haben dort jeden Stein umgedreht, Schriftrollen von Grenzposten und Zöllnern studiert und so weiter. Ich will niemanden vor den Kopf stoßen, doch die Geschichte Israels, wie sie im Alten Testament beschrieben wird, hat auch bei großzügigster Auslegung nie so stattgefunden. Weder gab es einen Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, noch die Wanderung durch die Wüste. Jericho war damals ein unbefestigter Verwaltungssitz, bestehen aus ein paar Häusern, ohne jede Befestigung. Die gestürmten Mauern von Jericho, die mit Hilfe des allmächtigen Gottes eingerissen wurden, sind reine Fiktion. So geht es leider den meisten Gegebenheit des Alten Testaments: Wenn man mal nachbohrt, erweist es sich als Phantasiegebilde. Es wird berichtet von Königen und Kriegen, die es nie gegeben hat, und von Städten, die erst Jahrhunderte später existierten, was die Autoren aber wohl nicht wissen konnten. Gott hätte es aber gewusst, wenn diese Texte von ihm stammten, oder?
Arne