Klugschnacker hat geschrieben:
Naturwissenschaft, Logik und Philosophie haben heute eine Überzeugungskraft, der sich kein vernünftiger Mensch verschließen kann. Es ist eine hieb- und stichfeste Tatsache, dass es den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten nie gab, auch wenn im Alten Testament seitenlang davon die Rede ist. Die Erde ist nicht 6000 Jahre alt. Die Lehre Jesu, die ihm angeblich Gott eingegeben haben soll, ist von ihm in vielen Teilen von damals gerade angesagten Glaubenslehren aus benachbarten Regionen übernommen worden. Die Evangelisten, die die heutige Bibel über das Wirken Jesu schrieben, lebten Jahrhunderte nach Christus und haben mehrheitlich voneinander abgeschrieben, jeweils garniert mit Ausschmückungen, die für sie gerade nützlich waren (es waren ja keine Chronisten, sondern religiöse Eiferer). Es ist eine Zumutung für die heutigen Christen, das Ergebnis als das unumstößliche Wort Gottes zu verkaufen.
Das sind Dinge, die man im übertragenen Sinn lesen sollte. Ebenso wenn ich heute sage, dass ich "über die Laufstrecke geflogen bin". Ein Reporter hört das, schreibt es auf, in 2000 Jahren kennt womöglich keiner mehr diesen Ausdruck und wundert sich über den Blödsinn, der da geschrieben steht. Dahinter steht aber die Tatsache, dass ich heute sehr schnell gelaufen bin und die ist richtig. Im Grunde sehe ich alle Geschichten aus dem Testament derart. Dahinter steckt immer eine Wahrheit oder eine Geschichte, die erzählt werden will. Ich denke, dass das die meisten Christen mittlerweile auch wissen, zumindest in der westlichen Welt.
Klugschnacker hat geschrieben:
Die Naturwissenschaften haben mit den Versuchen, Steine vom Schiefen Turm in Pisa fallen zu lassen, angefangen und sind nun dabei, sich den großen Fragen zu nähern. Was ist Bewusstsein? Was ist ein "Ich", wer ist es, der durch meine Augen sieht? Warum existiert die Welt? Ist das Leben zufällig oder zwangsläufig in ihr entstanden? Wenn die Religionen nicht zwischen Hoffnung und Wahrheit unterscheiden, werden sie dazu keinen Beitrag leisten können.
Die Physik gewinnt immer mehr Bereiche für sich, die früher der Religion gehörten. Vermutlich hat man irgendwann auch mal auf religiöser Basis erklären können, warum ein Stein nach unten fällt. Spätestens nach dem 5. oder 6. "Warum (gibt es Schwerkraft... usw.)" wissen wir nicht weiter. Die Naturwisschenschaft ist ein Versuch, die Axiome, also die Gesetze, die in einem Körper (Universum) herrschen, zu beschreiben. Wobei wir uns aber nur in diesem einen Körper bzw. Struktur befinden. Ausserhalb dieser Struktur funktionieren unsere Rechengesetze nicht mehr oder nicht vollständig. Dann sagen wir "Vor dem Urknall war nichts". So wie das zweidimensional Gebilde nicht erkennt, dass es sich im Dreidimensionalen bewegt. Freilich, uns bleibt keine andere Wahl.
Klugschnacker hat geschrieben:
Wir sind seit Jahrmillionen die Nachfahren von Siegern und in unserem tiefsten Inneren entsprechend angelegt. Möglicherweise können einige wenige Intellektuelle dieses genetische und kulturelle Erbe in manchen Bereichen abstreifen, aber für die große Masse trifft es nicht zu. Selbst Siddhartha hat nicht in Armut für andere gearbeitet, sondern sein persönliches Steckenpferd, seine eigene Erleuchtung, bis in die Grenzen seiner Möglichkeiten vorangetrieben. Er hat sich um sich selbst gekümmert, Freunde und Familie verlassen und war definitiv ein Egoist auf dem Selbstverwirklichungstrip.
Wissen wir, wie wir in unserem tiefsten Innern angelegt sind oder glaubst du es nur zu wissen, weil du es nicht anders kennst? Sehen so Sieger aus? Wo wir uns noch immer jeden Tag die Köpfe einhauen? Ist nicht vieles Zufall und wir wissen nicht, was Zufall ist?
Siddhartha war zwar Egoist, so wie Hesse auch. Aber Hesse rechtfertigt sich und Siddhartha damit, dass er mehr zurückgibt, als er nimmt. Siddhartha z.B. seinen Glauben oder Weisheit und Hesse seine Bücher bzw. 35.000 Briefe, der er selbst beantwortet hat. Ich dachte eher an die vielen kleinen Selbstverwicklicher des täglichen Lebens, die auch denken, sie würden was Großes schaffen, aber nie im Entferntesten dahin kommen. Ich denke, die Menscheit wäre deutlich weiter, gäbe es nicht so viele kleine Selbstverwircklicher. Was also für eine Natur, die etwas schafft (Selbstverwirklicher und Egoisten) und sich damit selbst ausbremst? Ist Egoismus vielleicht etwa nicht natürlich?