Am 30.06.2013 habe ich mir mein 2. Finisher-Trikot beim Rothsee-Triathlon abgeholt. Das ist das Ender der Geschichte. Wie war der Anfang?
Am 08.01. wurde überraschend die Staffelanmeldung freigeschaltet, ich hab davon im Büro erfahren und versucht in Windeseile meine bis dahin vage vorhandenen Staffelkollegen zu kontaktieren und den Start abzusprechen. Dieter saß gerade in Neumarkt, Voldi in Argentinien - aber auch da gibt es Mittagspausen und so konnten wir in seiner Mittagspause (bei mir gegen 18 Uhr) telefonieren und alles klären. Die Staffel "Hip Hip Hurra" war perfekt. Damit konnte das Jahr beginnen. Einige Tage später hatte ich einen Autounfall, danach kam das Ekelwetter, ich hatte keine Lust mehr zu trainieren. Voldi hat sich den Fuß verletzt und konnte nicht mehr trainieren. Einzig Dieter trotzte dem schlechten Wetter und fuhr auf der Rolle. Letztendlich war unser Trainingszustand Anfang Juni trotzdem nicht brilliant und wir überlegten ob wir den Start absagten. Als Dieter meinte "ok, dann lassen wir es" erwachte in mir der Kampfgeist. Kein Start? Keine Schmerzen, keine "warum machst Du das eigentlich"-Gedanken, kein Jubel im Ziel, auf all das verzichten?. Nix ist. Wir starten. Dann bekam Voldi die Nachricht, daß er an dem Wettkampfwochenende auf Dienstreise muß. Nahezu gleichzeitig stellte Maja, die ihren Einzelstart absagen mußte jedoch fest, daß Schwimmen ginge. Also meldte ich nicht ab, sondern um und so ging die Staffel mit Maja, Dieter und mir doch an den Start.
In der Woche vorm Wettkampf erwachte bei mir der große Trainingseifer - was nach 10 Tagen Erkältung mit Husten und Laryngitis reichlich spät und auch grenzwertig gesund war. Aber ich wollte plötzlich so unbedingt starten, daß ich eine Woche eine "Testwanderung" absolvierte und feststellen konnte, daß ich mit Wandern und minimalen Laufphasen in ca. 1:30 Uhr ins Ziel kommen könnte. Für 10 km natürlich eine Katastrophe, aber immerhin wäre ich dann gesund im Ziel.
Am Samstag vorm Wettkampf war dann derartiges Mistwetter, daß mein Plan nochmal "richtig" zu laufen platzte. Abends dann ein paar Leute begrüßt, Unterlagen abgeholt, schnell ein Teller Nudeln im Stehen und wieder heim.
Sonntag war ich dann ab 4 Uhr wach und tigerte durchs Haus. Meine Katzen guckten irritiert, Thorsten schlief friedlich weiter. Irgendwann waren dann alle wach, Frühstück, los, Vorwettkampfgespräche, Herrn Elch in den Neo packen, überall noch Glück wünschen und schon war es soweit, daß ich Maja hinterher winken konnte, die sich in die Fluten stürzte.
30 min später spurtete sie schon durch die Wechselzone und Dieter sprang aufs Rad und starte auf die Radrunde.
Durch die verzögerten Schwimmstarts hab ich nur den Elch aus dem Wasser kommen sehen, von den restlichen Startern hab ich leider nichts gesehen. Beim Laufen dann jedoch noch Thorsten, Frank, FJW, Frau Elch und den Halben Hai gesehen und dann war schon wieder Zeit zu meinem Staffelplatz zu gehen.
Zuerst noch meine Mutter ins Rennen geschickt, da ihr Radler früher war und kurz danach kam auch Dieter und ich trabte los. Es lief phantastisch, ich freute mich über das Publikum, genoß das Laufen - bis so nach einem Kilometer nix mehr ging. Nix. Gar nix. Also den ersten Notfalltraubenzucker ausgepackt und dabei langsam weitergegangen. Ein junger Mann versuchte mich zu motivieren, aber meine Beine fühlten sich einfach leer an. Mein Kopf begann mit mir zu diskutieren, war der Krampf hier eigentlich soll, der See war blau, ich schaute nach Enten, ich zählte die Schwäme am Streckenrand ich begann zu frieren, mein Kopf fuhr Karussell. Dann legte sich ein Schalter um und ich lief wieder los. Wow, das macht Spaß, Publikum, andere Läufer... Wombat kam vorbei, dann meine Mutter, die Sonne kommt raus, mir wird warm, ich fange an mir Wasser über den Kopf zu kippen. Jajaja... das ist Laufwettkampfgefühl! Dann bergab, meine Beine wollen nicht mehr. Hey, es geht bergab, ich liebe bergab-laufen. Nix, aus. Schluß. Wieder wandern. Der nächste Notfalltraubenzucker. Ich fange an zu rechnen. Wenn ich richtig denke habe ich5 Traubenzucker und brauche knapp 20 min für 2 km. Haut hin, also Notfallprogramm. Ich hab Phasen in denen ich lächelnd die Bergaufstrecken laufe und bergab von anderen Läufern motiviert werde weiterzumachen. Es gab überhaupt unglaublich viele Mitläufern, die mich motiviert haben. Eine Zuschauerin erkannte mich als "Forums-Anja" und feuerte mich so an, daß ich den übelsten Berg locker hochlief. Die Schleife auf die zweite Runde durchs Start/Ziel-Areal war ein Traum und ich lief locker auf die zweite Runde. Carsten und die kleine Maja versorgten mich noch und ich lief lächelnd weiter. Es ist so schön, daß es der Kleinen gut geht! Ich wußte ja, daß ich einfach nur die guten Phasen genießen und so viel Meter wie möglich machen konnte, wenn es mir gut ging und in den schlechten Phasen die Laune nicht verlieren und nicht spazierengehen, sondern schnell wandern mußte. Die Sinnfrage verbot sich, da ich Teil einer Staffel war. Mein unbedingter Wille nicht letzte zu werden ließ mich laufen und das Angebot eines Streckenposten mich doch ein wenig zu ihm zu setzen ausschlagen ließ. Richtung Ziel nochmal Sandra und Andi zugejubelt, dann standen schon Dieter und Maja da und wir liefen ins Ziel. Frank irgendwo am Rand, meine Eltern, Thorsten, Sven und Katrin, sowie Michael und Sabine im Ziel -ich war glücklich. Mit Shirt und einem brillianten Hustenanfall ging es Richtung Endverpflegung wo es leider nur noch ein sehr geplündertes Büffet gab. Naja, wer zu spät kommt... Die Verpflegung später bei Winklers auf dem Heuberg war umso besser!
Am Ende waren es 1:13 - was fast 4 min. langsamer als im vergangen Jahr war, aber bei weniger Kilometern und mehr Kilogramm kein Wunder. Aber doch 17 weniger als die Hochrechnung vom Testlauf.
Und wieder mal: ich bin und bleibe eine Löwin. Ich kann kämpfen. Aber ich brauche das Publikum und den Applaus.
Die Euphorie war groß, Katrins ebenso und so wurde an diesem Nachmittag die nächste große Idee geboren. Wir starten am Walchsee. Mein erster Challenge-Start. Ein Glück gibt es Staffeln!
Ich bin froh über jeden, der daran glaubt, daß ich es schaffen kann.
Und sage deswegen mit großem Danke an alle, die an der Strecke standen und auf mich gewartet haben:
Applaus, Applaus für deine Worte. Mein Herz geht auf, wenn du lachst! Applaus, Applaus, für deine Art mich zu begeistern. Hör niemals damit auf! Ich wünsch mir so sehr, du hörst niemals damit auf.
_________________ 06.05.2012 Caldera Blanca 12.10.2014 - München Marathon * 12.07.2015 - Challenge Roth * 27.09.2015 - Berlin Marathon * 25.09.2016 - Berlin Marathon * 27. - 30.11.2016 Lanzarote Running Challenge * 10.12.2016 Lanzarote Marathon * 09.07.2017 Challenge Roth
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