Rennbericht IronMan Lanzarote Für die, die nicht so lange lesen mögen, das Fazit und die puren Zeiten vorweg
Fazit: Der Ironman auf Lanzarote ist ein sehr harter, emotionaler und landschaftlich wunderschöner Wettkampf, den ich nur jedem an´s Herz legen kann.
Die Organisation war hervorragend, die vielen Helfer sehr herzlich und hilfsbereit.
Trotz aller Ernsthaftigkeit bei den üblichen Prozeduren wie Bike Checkin gelang es den Helfern, Offiziellen und Kampfrichtern, eine durchaus relaxte Stimmung zu verbreiten.
Ich habe diese Insel lieben gelernt, mich begeistern die Kontraste von Lava und dem blauen Meer, ich mag die Kargheit der Natur, die Winde, die Hitze und die freundlichen Manschen.
Ich werde wiederkommen, KEINE Frage. Wohl nicht in 2013, aber für 2014 ist die Wahrscheinlichkeit SEHR hoch!
Wir haben in den 10 Tagen sehr viel Spaß gehabt, viele nette Leute aus dem Forum kennengelernt, mit denen wir zusammen die Prerace Nervosität geteilt und danach zusammen gefeiert haben.
Nach meinem Aus letztes Jahr in der Vorbereitung auf Zofingen aufgrund einer langwierigen Knieschleimbeutelentzündung, ist dieses Jahr also bereits gerettet.
Für mich persönlich war es in jeder Beziehung mein bestes Langdistanzrennen.
Zahlen Swim: 01:20
T1: 00:07
Bike: 05:58
T2: 00:05
Run: 03:56
Gesamt: 11:28
Rank: 376
Prerace: Traumhaftes Wetter nach Ankunft aus dem grauen Germany. 7 Tage noch bis zum Rennen. Bis zu 40 Grad beim Radfahren, das Getränk, eben noch eiskalt in die Flasche gefüllt, verwandelte sich in wenigen Minuten in warme Brühe. Unglaublich.
Je näher es zum Rennen ging, umso hitziger und nervöser wurde die Atmosphäre. Zu jeder Tageszeit sah man Trias auf den Stercken, speziell beim Laufen meisst mit sehr hohem Speed.
Das Einschwimmen auf der Rennstrecke verlief zäh, meine Schwimmbrille beschlug dauernd, das Wassergefühl war leidlich.
Das Radgefühl auf der Rennstrecke war deutlich besser als im Trainingslager im Frühjahr. Wir hatten Spaß am Radeln und fuhren nochmal einige Passagen locker ab.
Je weniger Tage bis zum Rennen, umso nervöser wurden auch wir.
Raceday: Morgens noch im Dunkeln in der Wechselzone angekommen, lag diese typisch nervöse, adrenalingeschwängerte Prerace Atmosphäre in der Luft.
Wir prägten uns nochmals die Position von Beuteln und Rad ein und trafen letzte Vorbereitungen.
Man hörte das Geräusch von Pumpen und auch mal einen zerplatzenden Reifen ;-)
Kurz ins Wasser einschwimmen und schon fanden wir uns inmittem einer angespannten Meute in Neoanzügen dicht gedrängt am Strand wieder.
Da war es wieder, dieses Gefühl von "Gang zum Schaffot".
Swim: Merke: Das Schwimmtraining ausfallen lassen, kann man immer so lange gut argumentieren, bis man morgens in der Neopelle bereuend am Start steht :-)
Das erste Rennen mit Schwimmen im Meer und einem Landstart, flösste mir durchaus Respekt ein.
Startschuss und ab ging es in die Waschmaschine. Keine Schläge, keine Tritte, aber es war supereng.
Dauernd Körperkontakt, ich mag das überhaupt nicht. Der Wellengang war höher als in den Tagen zuvor, und als bekennender Rechtsatmer gab es so kräftig Salzwasser zu trinken.
Die Brille, die in den Tagen zuvor beim Testschwimmen auf der Strecke immer beschlagen war, war nun ganz klar. Das war mein größtes Bedenken gewesen und ich schickte einen Dank gen Himmel :-)
Irgendwie entzerrte sich das Feld aber nicht, speziell an den Bojen blieb es immer eng und unangenehm.
Am Ende der ersten Schwimmrunde stand eine 00:39 auf der Uhr. Ist OK für mich, mehr Sorgen bereiteten mir die Krampfansätze beim Landgang.
So orientierte ich mich wieder mehr nach außen in ruhigeres Schwimmwasser, um ja keinen Krampf mehr zu bekommen. Das funktionierte auch und nach einer gefühlen Ewigkeit erreichte ich nach 01:20 das Ufer.
Im Ranking ergab das Platz 1024, so dass ich mir die Position meines Rades in der Wechselzone gar nicht hätte so gut einprägen müssen, es war sehr übersichlich, selbst im Laufschritt :-)
Bike: Nichts wurde in den Tagen vor dem Rennen so häufig diskutiert, wie die Radtaktik. Die beliebte Stutzer Taktik "Hammer the bike" fiel für Lanza als erste raus.
Unser Fazit war: Man gewinnt auf der Strecke nicht durch (zu) schnelles Tempo in den Bergstücken. Es braucht Geduld, die 2700 HM kontrolliert zu fahren, um dann in den Roll- und Drückerstücken,
sowie auf den Abfahrten den Schnitt wieder nach oben zu ziehen. Ab Mirador sollte dann Gas gegeben werden.
Trotz hohem Tempos, das man am Anfang fahren konnte, war mein Puls eine ganze Ecke unter dem, was ich mir vorgestellt hatte. Verwirrte mich das zuerst, kam ich doch irgendwann darauf,
dass das daran lag, dass die Temperaturen auf dem Rad in der Woche vor dem Rennen noch bei 40 Grad gelegen haben und der Puls daher sehr viel höher war, wärend es am Renntag nicht so heiß war.
Nachdem das gedanklich geklärt war, machte ich mich daran, in meinen Rhythmus zu finden und die angedachten Ernährungsintervalle einzuhalten.
Apropos Ernährung: Mein erstes Rennen, in dem ich mich durchgehend verpflegen konnte, ohne Magenschmerzen zu bekommen. Viel hatte ich schon probiert, nix hatte bisher funktioniert.
Dieses mal wollte ich komplett auf Iso verzichten, nur Wasser trinken, für die Energieversorgung hatte ich eine Flasche mit Liquid Gel, 2 Riegel und Salz. Bingo, endlich Energie für das Rennen.
An diesem Tag hatte ich "gute Beine" und fand sehr gut in die Radstrecke. Ich fuhr zu jeder Zeit kontrolliert, fühlte mich locker, hatte aber Bedenken noch an den 30er Schnitt zu kommen,
als ich am Mirador del Rio so um die 27,5 auf dem Tacho hatte.
Aber die Beinen blieben gut und ich konnte bis ins Ziel weiter kräftig einsammeln. Mit 05:58 blieb ich knapp über dem 30er Schnitt und das bescherte mir Platz 271 auf dem Rad. Perfekt für mich.
Run: Im Wechselzelt beim Anziehen der Ceps gescheitert. 2 mal angesetzt, keine Chance. Also in die kurzen Socken, die ich ebenfalls eingepackt hatte. Käppsche auf, los ging es.
Ich wollte maximal im 5er Schnitt anlaufen, eher 05:10. Blick auf die Uhr, zu schnell - 04:40. Spanier fliegen an mir vorbei. Wieder Blick auf die Uhr, immer noch zu schnell. Uhr defekt? Dann ging die Geschwindigkeit über 5, wobei ich mich fragte, ob die Spanier überzocken oder das so durchziehen können. Egal, ich weiß, das ich es nicht kann, also slow down! :-)
Auch beim Laufen profitierte ich von der funktionierenden Verpflegung, ich hatte immer "Saft" und fühlte mich gut. Natürlich ist man am Ende groggy, aber es ist kein Vergleich zu den anderen Rennen, in denen ich gegen Ende einfach "leerlief".
Die Laufstrecke führte an der Küste entlang und ist eine Wendepunktstrecke. 10 raus, Wende, 10 rein, dasselbe noch 2 mal kürzer. Das ist schon klasse, da man hier auch seine Mitstreiter trifft.
Der erste, den ich von unseren Buben erkannte, war Christian. Christian hatte aus diversen privaten Gründen eigentlich zu wenig triathlonspezifisches Training gehabt.
Er lieferte zu meiner Überraschung ein sehr konstantes Rennen ab und brach hinten raus nicht ein. Chapeau Christian!
Dann kam mir meine Frau entgegen und mir fiel ein Stein vom Herzen. Gerade hier, aufgrund der durchaus gefährlichen Radstrecke ist es super zu wissen, das der Andere unbeschadet vom Rad gekommen ist.
Mein Rennen lief durchaus flüssig weiter und ich war weiter auf Kurs unter 12. Unter 12 war das Ziel, gerne auch weniger, je nach Tagesform.
Die ersten 20 Kilometer waren vorbei, ich hatte mein erstes Bändchen und lag weiter gut in der Zeit. Es war jetzt sehr heiß und ich tankte in jeder Form Nass - Wasser, Eis, Schwämme, später auch Cola und Orangen.
Alles, was kühlte war willkommen, ich nahm an jeder Verpflegungsstelle und hätte sogar noch eine mehr vertragen können, obwohl ich die Anzahl an Verpflegungstellen im Vorfeld sehr hoch fand.
Nach 09:00 Stunden Rennen verkündete mein vollgeladener Garmin "Low battery" und nach 09:35 schaltete er sich grußlos aus. Ärgerlich bei angekündigten 20 Stunden Akkuleistung.
Jetzt musste ich nach Gefühl laufen und immer mal nach der Racezeit schauen, ungewohnt für einen Technikjunkie, ging aber auch so ganz gut.
15 Kilometer vor Schluss wurde ich dann doch noch etwas ausgebremst. Beide Oberschenkel gingen langsam im oberen Bereich vorne zu und ich bekam dadurch zunehmend auch Probleme mit meiner Lieblingssehne rechts neben dem rechten Knie.
Irgendeinen Limiter hat man eben immer :-) Woher das kam, weiß ich nicht. Das einzige, was ich diese Jahr recht konsequent verweigert hatte, war Rumpfstabi. Gedehnt habe ich aber viel. Trotzdem war das wohl die Quittung.
Die letzte Runde zog sich aber jetzt sehr und ohne Uhr und in gefühltem Entenschritt verlor ich "etwas" das Zeitgefühl. Als ich an Uwe und Uli - ihr seid die BESTEN, danke!!!!! - vorbei kam, fragte ich Uwe hektisch, ob ich es denn wohl noch unter 12 schaffen können würde.
Locker, rief er mir entgegen, aber ich war mir weiterhin unsicher. Kurz vor dem Ziel lunzte ich bei einem Spanier neben mir auf die Uhr und sah, das wir bei 11:25 lagen. DAS motiviert natürlich und bedeutete: Gas geben, um die Sub 11:30 noch zu schaffen.
Ich sah also zu, das er mir nicht mehr weglief und huschte nach einer Marathonzeit von 3:56 (Rang 396) mit einer Gesamtzeit von 11:28 und Rang 376 glücklich über die Ziellinie.
